Das Baugewerbe ist bekannt für enge Zeitpläne und schmale Gewinnspannen. Daher ist es nicht gerade überraschend, dass man sich in der Branche bemüht, unnötige Ausgaben möglichst zu vermeiden. Einer der größten Kostentreiber: Lückenhafte bzw. unzuverlässige Dokumentationen.
In diesem Problem liegt aber auch eine große Chance für Laserscanning-Profis aller Art, insbesondere solche, die über ein mobiles Mappingsystem verfügen. Schauen wir uns einmal genauer an, warum dem so ist.
Das große Problem mit der Baudokumentation
Zunächst einige Hintergrundinformationen.
Ein Bauprojekt geht i. d. R. von einem Entwurfsmodell aus, also einem Datensatz, aus welchem die Entwurfsabsicht für das fertige Gebäude ersichtlich wird. Allerdings entspricht dieses nie dem ursprünglichen Entwurfsmodell aufs Detail genau. Das liegt darin begründet, dass der Entwurf während der Bauphase angepasst werden muss, um Herausforderungen wie veränderte Bedingungen vor Ort, Änderungsaufträge, Schwankungen bei den Materialkosten usw. zu bewältigen.
Auftragnehmer sind dabei verpflichtet, alle Änderungen am Projekt im Vergleich zu den Originaldokumenten mit Rotstift zu kennzeichnen. Am Ende des Projekts stellt der Architekt oder die Architektin diese Änderungsprotokolle zu einem Bestandsverzeichnis zusammen, aus dem ersichtlich wird, wie das Gebäude tatsächlich gebaut wurde.
Das sorgfältige Pflegen einer solchen Dokumentation wird jedoch häufig zugunsten anderer Arbeiten vernachlässigt. Die nach Abschluss des Projekts erstellte Bestandsdokumentation ist dadurch oft unvollständig oder schlichtweg falsch, was zu Fehlern und teils enormen Folgekosten führen kann.
Auch bei Sanierungs- und Renovierungsprojekten gibt es in Hinblick auf die Dokumentation besondere Hürden zu überwinden. Nehmen wir z. B. einmal an, dass ein Projekt auf Grundlage eines vollständigen, genauen Bestandsmodells durchgeführt werden soll - selbst dieses Modell ist als Ausgangspunkt nicht geeignet. Der Grund dafür ist, dass ein Bauwerk sich im Laufe seiner Lebensdauer erheblich verändert, was wiederum die Zuverlässigkeit und somit Qualität der Bestandsdokumentation beeinflusst. Häufig ist die Dokumentation auch nicht ausreichend detailliert genug, um anhand der Unterlagen komplexere Arbeiten durchzuführen, wie z. B. die Aktualisierung von MEP-Systemen.
Daher müssen vor Beginn der Arbeiten zumeist kostspielige und zeitaufwändige Arbeiten zur Überprüfung und Aktualisierung der Bestandsdokumentation durchgeführt werden. Wird dies nicht gemacht, kann es zu gravierenden Fehlern und enorm hohen Folgekosten kommen. Aber auch hier liegt der Fokus meistens eher auf der plangemäßen Umsetzung der verschiedenen Bauarbeiten anstatt auf der Erstellung einer genauen, verlässlichen Bestandsdokumentation.
Eine Erläuterung der verschiedenen Dokumentationsarten im Bauwesen finden Sie in unserem Glossar.
Wie mobiles Mapping helfen kann
Sie ahnen vielleicht schon, worauf all das hinausläuft: Dokumentationsdienste mit Hilfe von mobilen Mappingsystemen können der Schlüssel zur Lösung vieler dieser Probleme sein - und Ihnen dabei helfen, Ihr eigenes Geschäft auszubauen.
Ein mobiles Mappingsystem ist in vielerlei Hinsicht eine gute Investition:
Genaue und verlässliche Daten
Mit Laserscannern jeder Art lassen sich präzise und genaue Punktwolken erfassen, die zur Erstellung von 3D-Modellen für die Bestandsdokumentation verwendet werden können. Der Scanner erfasst dabei alles innerhalb seines Sichtfeldes und produziert dichte 3D-Daten, die den aktuellen Ist-Zustand des Gebäudes präzise wiedergeben. Diese Art der Dokumentation ist viel zuverlässiger als ein von einem Architekturbüro erstellter Baubestand oder ein von Hand vermessenes Modell.
Geringere Dokumentationskosten
Lange Zeit galten klassische, auf Stativen basierende Lidarscanner als einzige Möglichkeit, verlässliche Bestands- oder Zustandsmodelle zu erstellen. Die meisten Projekte waren jedoch so eng geplant, dass weder Zeit noch Budget für herkömmliches Laserscanning zur Verfügung standen und man sich auf die unvollkommene Dokumentation des Architekten verlassen musste.
Dabei könne jedoch mobile Mappingsysteme Abhilfe schaffen: Sie liefern nicht nur Daten in einer Qualität, die für verschiedenste Anwendungen geeignet ist, auch der Arbeitsablauf ist schneller, einfacher und kostengünstiger und eignet sich so für die Erstellung einer Bestandsdokumentation für große und kleine Projekte.
Im folgenden Video erfahren Sie von Max Caserta von BuildScan 3D an, warum das Unternehmen auf mobile Mapper für die kostengünstige Erstellung von Bestandsdokumentationen setzt.
Umfassende Bestandsdokumentationen
Ein Laserscan, der am Ende eines Projekts erstellt wird, kann auch nur die Elemente erfassen, die sichtbar sind. Elemente, die durch Wände, Böden usw. verdeckt sind, kann ein mobiles Mappingsystem demzufolge nicht erfassen.
Daher ist es sinnvoll, diese Elemente zum Zeitpunkt ihrer Installierung zu erfassen. Zumeist werden dafür im Laufe des Projektes 360°-Panoramen aufgenommen, die unter gewissen Umständen auch für die Erstellung photogrammetrischer 3D-Modelle genutzt werden können. Diese Daten sind jedoch nicht so maßstabsgetreu wie eine Punktwolke und sind somit nicht für alle nachgelagerten Anwendungen geeignet.
Mobiles Scannen ist so kostengünstig, dass es allein oder in einem hybriden Arbeitsablauf mit 360°-Kameras verwendet werden kann, um Punktwolken von bestimmten Elementen während ihrer Installation zu erfassen. Die Datensätze könnten etwa verwendet werden, um einen „vollständigen“ Bestandsplan zu erstellen, der maßgenaue Daten für alle notwendigen verborgenen Elemente enthält.
Dies könnte für Ihre Kunden immer noch zu zeitaufwändig und teuer sein, aber es lohnt sich dennoch, die Kosten gegen unvorhergesehene Ausgaben für künftige Renovierungsprojekte abzuwägen, immerhin können diese bis zu 1 oder 2 % des Gesamtwerts des Projekts entsprechen.
Vermeidung von kostenintensiven Nacharbeiten
Indem Sie 3D-Bestandsdokumentation für Projekte aller Größenordnungen erschwinglicher und attraktiver machen, können Sie Ihren Kunden dabei helfen, die Zahl der Änderungsaufträge für Sanierungs- oder Renovierungsprojekte zu verringern.
Ein Änderungsauftrag ist eine Vertragsänderung, mit der die vom Auftragnehmer auszuführenden Arbeiten oder die ihm zur Verfügung stehende Zeit angepasst werden. Ein paar Standardbeispiele dafür wären etwa ein Eigentümer, der ein Fenster versetzen möchte, um eine neue Wand einzubauen, oder ein Bauunternehmer, der ein Konstruktionselement versetzen muss, da die Gegebenheiten vor Ort nicht mit den in der Planung angegebenen Informationen übereinstimmen.
Dank der erschwinglichen Bestandsdaten, die mit mobilen Mappingsystemen erfasst werden können, verfügen die Projektleitenden über eine gute Entscheidungsgrundlage für ihre Projektplanung und -Umsetzung. So können nicht nur die Kosten und der Zeitplan für die Arbeiten richtig kalkuliert werden, auch die Zahl der kostspieligen Änderungsaufträge lässt sich erheblich reduzieren.
Mögliche Nutzung der Daten für zusätzliche Anwendungen
Eine verlässliche, genaue und vor allem erschwingliche Bestandsdokumentation erleichtert nicht nur die Bauarbeiten. Dank zuverlässiger Daten lassen sich kostspielige Fehler auch in einer Vielzahl von nachgelagerten Anwendungen reduzieren, und davon gibt es viele:
- Flächenberechnung/BOMA-Analyse
- Gewerbliche Erschließung
- Facility Management
- Zukünftige BIM-Anwendungen
- Virtuelle Schulungen für normalerweise nicht zugängliche Räume, wie z. B. in unterirdischen Bauwerken
- Einarbeitung neuer Vertragspartner
- Besitzerwechsel
- Genehmigungen
Fazit
Das Baugewerbe hat ein Dokumentationsproblem, und mobile Mappingsysteme können zur Lösung dieses Problem beitragen. Der Ansatz, Dokumentationen mit Hilfe dieser mobilen Scanner zu erstellen, ist nicht nur aufgrund der realisierbaren Zeit- und Kostenersparnis attraktiv: Auch die Möglichkeit, die Daten für weiterführende Anwendungen zu nutzen, bringt enorme Vorteile mit sich.
Wenn Ihr mobiles Mappingsystem den Anforderungen des Projekts entspricht (und das ist häufiger der Fall, als Sie vielleicht denken), kann dies den Unterschied zwischen einer vertrauenswürdigen und einer unzuverlässigen Bestandsdokumentation bedeuten. Und dieser Unterschied kann zu enormen Kosteneinsparungen während des gesamten Projektlebenszyklus führen - und Ihnen sehr zufriedene Kunden bescheren.
Sean Higgins ist ein selbstständiger Technikjournalist, ehemaliger Redakteur einer Fachzeitschrift und Naturliebhaber. Er ist der Meinung, dass 3D-Technologien klar und verständlich erklärt und besprochen werden sollten.